Respekt!

Dieses Wort fasziniert mich schon seit langer Zeit. Ich finde es sehr wichtig, es ist mit das Wichtigste im Umgang miteinander. Der Grundstein einer funktionierenden, sozialen Gesellschaft. Nun hat in den letzten Jahren dieses Wort einen seltsamen Beigeschmack bekommen. Es gibt Menschen, die Respekt in einen anderen Kontext rücken… es nimmt dabei nach meinem Verständnis in seiner Bedeutung ab.

Respekt hat nichts damit zu tun, mit geschwellter Brust, breitem Gang und hocherhobenen Kopf auf eine andere Person zuzugehen und Respekt „einzufordern“! Das ist sehr respektlos, wie ich finde. Respekt ist keine Drohung. Respekt ist kein Einschüchterungsversuch.

Wenn ich einer anderen Person respektvoll begegne, hat es für mich nichts mit absoluter Akzeptanz zu tun. Ich muss nicht alles toll finden, was diese Person tut oder denkt, um sie zu respektieren. Und gleichzeitig nehme ich sie ernst, in dem, was sie denkt und wie sie handelt. Ich beschäftige mich mit ihr auf Augenhöhe, stelle mich nicht über oder unter sie, nehme sie ernst.

Dabei ist es ganz egal, wie alt sie ist, aus welcher Bevölkerungsgruppe sie stammt, welche Religion angehört oder in welcher Art sie sich auch immer von mir unterscheidet. Die individuelle Einstellung, Glaubenssätze und Überzeugungen sind für mich Grundlage eines Gespräches. Ich lebe in meiner eigenen Welt, wurde auf einzigartige Weise geprägt, wie jeder von uns. Wie kann ich also urteilen über andere?

Respekt ist also auch, den Versuch zu unternehmen, nicht zu urteilen. Das ist natürlich sehr schwer, aber ich gebe mein bestes, indem ich Argumente auf mich wirken lasse. Vielleicht möchte ich sie in meine Welt integrieren, meine Ansichten korrigieren, oder ich bleibe meinen Wertvorstellungen treu.

Jeder Mensch hat seinen Hintergrund, seine Erfahrungen, seine Prägungen. Ich kenne sie nicht. Jeder Mensch hat seine Gedanken und Träume. Diese könnte ich kennenlernen. Aber nur, wenn ich ihm frei begegne, mich ihm öffne und ernst nehme in allem, was er zu sagen hat. Nur so kann ich mich meinem Gegenüber überhaupt erst öffnen und mir begreiflich machen lassen, was es wirklich denkt.

Respekt ist das Miteinander in einer Gesellschaft, ohne dem Anderen meine eigene Meinung aufzudrängen, ihn nicht zu behindern und mich vielleicht in meinem eigenen Weltbild ein bisschen mehr drehen zu können. Und zwar zu dem anderen hin, nicht von ihm weg!

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