Transplantation

Transplantation ist immer wieder ein Thema, dem ich mich von verschiedenen Seiten nähere. Vielleicht konnten Sie schon auf meiner Seite erfahren, dass ich selbst betroffen bin und vor einigen Jahren eine neue Leber erhalten habe. Die Dankbarkeit und die veränderte Sicht auf die Dinge sind wohl nur von jemanden nachvollziehbar, der die gleiche Erfahrung gemacht hat. Ich selbst habe im Unglück sehr viel Glück zusätzlich, indem ich kaum Einschränkungen zu beklagen habe und ein fast normales Leben leben darf. Ich sehe meinen Sohn aufwachsen, verbringe viele Jahre mit meinem Mann und durch die veränderte Sicht der Dinge, mache ich beruflich meinen Traum wahr. Wenn ich etwas Tolles erlebe, spüre ich immer wieder in mich hinein und verdopple meine Freude, indem ich wahrnehme, dass ich am Leben bin.

Nun gibt es natürlich auch die andere Seite: Ich bin sehr anfällig für Erkrankungen aufgrund der Medikamente. Diese jeden Tag nehmen zu müssen, fällt mir an manchen Tagen schwer und erinnert mich immer wieder daran, dass mein Leben anderes ist. Viele Arzt-Termine, Besuche im Krankenhaus, immer wieder Blut abgeben unterbrechen meinen Alltag. Immer wieder nehme ich meine eingeschränkte Belastbarkeit wahr. Die Operationsnarbe ist immens und erinnert mich jeden Tag an schwere Stunden.

An manchen Tagen ertappe ich mich dabei, die Belastung von damals ins Heute zu lassen und dann überkommt mich eine Angst, das alles nochmal durchstehen zu müssen. Wenn ich diese Gedanken zulasse, habe ich meine dunklen Tage. Wenn ich dann noch die Diskussionen verfolge, die sich um die Widerspruchsregelung im Rahmen der Organspende dreht, macht es das nicht besser. Warum sind wir in Europa so rückständig? Warum sind die Politiker so zögerlich? Dann muss ich schnell die Reißleine ziehen und meine Gedanken das Positive lenken, was mir passiert ist.

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit auf der Warteliste: an die Termine in der Ambulanz, an den Fehlalarm, als ich im Krankenhaus auf die schon angekündigte Operation wartete und dann doch wieder nach Hause geschickt wurde, da das Organ nicht passte. Nun hatte ich das Glück, noch so fit gewesen zu sein, dass ich zu Hause sein konnte in der Wartezeit. Trotzdem war ich sehr in meinem Bewegungsradius sehr eingeschränkt, da immer gewährleistet sein musste, dass ich innerhalb einer Stunde in der Klinik sein konnte. Viele mir wichtige Termine habe ich so verpasst, aber ich wusste ja, wofür! Immer wieder die Gedanken, was ist wenn, … Jeden Morgen den Blick in den Spiegel, in das kranke Gesicht. Die Suche nach Zeichen der Verschlechterung, Schmerzen, … Ich will gar nicht so weit ausholen. Auch wenn ich diesen Zeilen schreibe, macht es etwas mit mir.

Warum ich dies schreibe

Ich hoffe, dass ich Mut machen kann. Falls Sie in irgendeine Art und Weise betroffen sind, vielleicht als PatientIn oder Angehörige/r, oder sich einfach nur dafür interessieren, möchte ich Ihnen mein Ohr anbieten. Ich gehe sehr offen und ehrlich mit dieser Thematik um. Trauen Sie sich, mich anzusprechen. Ganz unverbindlich. Nur die Aufklärung bringt uns zu umdenken.

Vielleicht haben Sie schon von dem Tattoo gehört, das darauf aufmerksam machen soll, dass man Organspender ist? Ich werde mir eines stechen lassen. Denn sogar ich bin in der Lage, Leben zu retten, wenn meines vielleicht doch noch vor der Zeit beendet sein sollte. Diese Entscheidung ist für mich sehr wichtig und als Zeichen der Solidarität zu verstehen.

Es wäre mir wichtig, meine Erfahrungen weiterzugeben, falls es für Sie von Bedeutung sein kann. Egal in welcher Art und Weise sie sich diesem so wichtigen Thema nähern. Bitte melden Sie sich, bei Fragen, Anmerkungen, der Suche nach Hilfe. Ich bin gerne für Sie da.

Petra Donner

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